Kinder und Jugendliche brauchen für ihren Start in ihr Leben Halt, Wärme, Sicherheit, Grenzen, Geborgenheit und einen Ort, an dem sie zu Hause sind. Vielmals können Eltern aufgrund ihrer Biographie diesen Ort nicht bieten. So kommen betroffene Kinder und Jugendliche innerlich mehr und mehr in Not, welches sich ausdrücken kann in einem inneren Rückzug, in Aggression, in Depression und in eine Bandbreite origineller Verhaltensweisen. Wenn vorher Unterstützung und Hilfe versagt hat oder nicht vorhanden war, ist es spätestens an diesem Zeitpunkt existenziell wichtig, adäquate Unterstützung und Hilfe anzubieten. Das Kind/ Der Jugendliche ist immer Teil eines Familiensystems, welches es zu verstehen bedarf. Jedes Familienmitglied hat eine eigene Biographie, eigene Erfahrungen, eigene seelische Verletzungen. So kann es dazu kommen, dass Elternteile ihre Verantwortung, die sie für ihre Kinder haben, nicht (mehr) ausreichend nachkommen können. Ist dies eingetreten, geht es darum, zu eruieren, wie eine Familie, wie ein Elternteil, die Kinder und Jugendlichen so gestärkt werden können, dass alle Beteiligten wieder in die Lage kommen, sich gegenseitig unterstützend miteinander zu leben.
Manchmal kann dieses primäre Ziel nicht erarbeitet und realisiert werden, da die innerlichen Ressourcen zu unzureichend sind, so dass das gemeinsame Ziel – die Stabilisierung des Familiensystems nicht zeitnah möglich ist. Die Rückführung in ein stabilisiertes Familiensystems aber sollte – unseres Erachtens nach – das primäre Ziel sein, welches zu überdenken ist, wenn das Kind im Familiensystem Trauma erleiden musste. Hier muss jeweils im Einzelfall auf die Bedürfnislage des Kindes/ des Jugendlichen eingegangen werden. Das Kind / der Jugendliche steht hierbei immer im Fokus: „Welche Bedürfnisse hat es / er, die nicht erfüllt wurden, die aber für seine gesunde Entwicklung existenziell sind. Was möchte ein Kind/ ein Jugendlicher mit seinen Verhaltensweisen ausdrücken? Was ist der eigentliche Hilfeschrei hinter seinem Verhalten?
Hier legen wir Wert darauf, dass das jedes Kind/ jeder Jugendlicher eine(n) Bezugsbetreuer(In) bekommt, welcher in dyadischen Begegnungen im Miteinander mit dem Kind / dem Jugendlichen herausfindet, welche unerfüllten Bedürfnisse dem inneren Schmerz des Kindes/ des jugendlichen zugrunde liegen.
Wie können diese innerhalb oder auch außerhalb des Familiensystems erfüllt werden? Zu welcher Verantwortung sind Eltern oder Bindungspersonen in der Lage? Alternativ wie können die nicht erfüllten Bedürfnisse durch Mitarbeiter des Fridolinnestes erfüllt werden?
Es geht hierbei darum, Kindern und Jugendlichen neue haltende Bindungserfahrungen zu ermöglichen, die sie auch über ihre Zeit im Fridolinnest als inneren Schatz in sich tragen werden.
Ziel ist es Kindern und Jugendlichen ein inneres zu Hause zu schenken, welches ihnen ermöglicht, eigene entwicklungsfördernde Verhaltensweisen auszuprobieren, die ihnen den Raum für ein glücklicheres Leben bereitstellen. Das Fridolinnest möchte kindern und Jugendlichen einen inneren Ort schenken, in dem sie sicher sind, in dem sie neue lebensbejahende erfahrungen sammeln können, die sie stärken, ein innerlich freies Leben zu führen, in dem sie sich selber annehmen können als das wunderbare Geschenk, welches sie für unsere Erde sind. Auch Eltern werden, wenn es nicht möglich ist, das Familiensystem zeitnah zu stabilisieren, auf ihrem Weg bezüglich ihrer Elternrolle begleitet.
Ressourcenorientiert wird hierbei auf die positiven Anteile, die sie ihren Kindern schenken, eingegangen. Sie werden in Gesprächen dahingehend begleitet, manche Verantwortung für eine gewisse Zeit oder auf Dauer in die Hände von Pädagogen zu legen, bis sie sich selber stabilisiert haben, mit dem Wissen, dass sie dadurch ihre Elternrolle nicht verlieren.
Eltern sollten die Elternrolle (außer bei schwerwiegenden Traumatisierungen) weiter inne haben, wenn sie dies im Sinne der Kinder erfüllen können.
Unsere Aufgabe ist es, den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen trotz ihrer teils sehr schwierigen Lebenserfahrungen soviel Sicherheit, Geborgenheit und somit Raum für neue Lebenserfahrungen zu schenken, dass sie mit einem gefüllten Rucksack – einem inneren Schatz, den sie nicht mehr verlieren werden – in ihr weiteres Leben ziehen können. Auch hier ist es unsere Verantwortung diese Schritte mit ihnen zu planen, sie zu begleiten, sei es in die Verselbstständigung oder zurück in das elterliche Lebensumfeld oder in neue Lebensperspektiven.
Wir möchten für unsere Kinder und Jugendlichen auch weiterhin Ansprechpartner und Bindungspersonen bleiben, damit sie aus einem sicheren Nest hinaus ins Leben starten können.
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